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Hansjoachim Bernt

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Verleger privat
„Die Schweizer kochen verdammt gut!!!“

Ren Dhark-Verleger Hansjoachim Bernt – eine Frau, zwei Kinder und drei Schreibtische
Oktober 2006

Normalerweise fange ich kein Interview mit den Eßgewohnheiten des Interviewpartners an. Das macht einen schlechten Eindruck und rückt den Befragten in die Nähe von Demis Roussos, Ottfried Fischer oder Uwe Helmut Grave. Wer aber so schlank ist wie „General Lee“ – so lautet der Spitzname des Verlegers Hansjoachim Bernt, zu dessen vielfältigen historischen Interessen auch der Sezessionskrieg zählt –, der steckt Bemerkungen über seine Figur locker weg: „Meine Frau hält mir vor, daß ich abnehme, wenn ich eine Tafel Schokolade esse – während sie selbst zunimmt, wenn sie nur eine ansieht. Das findet sie zutiefst ungerecht. Ich nicht, ehrlich gesagt. Wer nichts ißt, der stirbt, oder? Deshalb schaufele ich so viel wie möglich in mich hinein. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, überlassen wir das Auftischen am liebsten einem Restaurant, das sich quasi vor unserer Haustür befindet. Um es mit drei cholesterinfetten Ausrufungszeichen zu sagen: Die Schweizer kochen verdammt gut!!!“
Natürlich war es nicht nur das Essen, das Hansjoachim Bernt im Juli 2006 an den Bodensee zog, auch die landschaftlich schöne Gegend hatte es ihm angetan. Mittlerweile hat er nicht nur seinen Wohnsitz in dieses beliebte Urlaubsgebiet verlegt, sondern auch das Stammhaus der HJB-Verlag & Shop KG. Selbiges liegt allerdings nicht in der Schweiz, sondern im deutschen Teil der Bodenseeregion. Bernt: „Mehrmals in der Woche überquere ich die deutsch-schweizerische Grenze in beide Richtungen. Daß die Weg ins Weltall-Bücher und die Unitall-Bände in der Schweiz verlegt werden, erleichtert mir die Arbeit natürlich sehr und spart mir viel Zeit. Zeit, die ich meiner Familie widme.“
Hansjoachim und Barbara Bernt sind seit 1990 verheiratet. Vor zehn Jahren erblickte ihr Sohn Julian das Licht der Welt. Seinerzeit wünschte sich Barbara noch ein Mädchen, und weil Wünsche manchmal in Erfüllung gehen, stieß „Mäuslein“ Vanessa Lorena am 6. Oktober 2001 ihren ersten befreienden Schrei aus und entwickelte sich von da an zu einem quirligen, selbstbewußten Mädchen. Der 6.10.01? War da nicht was? Richtig! An jenem Tag fand das große Ren Dhark-Event in Koblenz statt – mit einem völlig übermüdeten „General“, der erst einmal dringend eine Mütze Schlaf benötigte, bevor er sich den anwesenden Fans zeigte. Nach der Veranstaltung konnte er es dann kaum erwarten, zurück zu Frau und Kindern zu kommen.
Wie wichtig ihm seine Familie ist, wird mir im Verlauf des Interviews immer klarer. Insbesondere seine Jüngste scheint es ihm angetan zu haben (was seit Jahrtausenden ein Privileg aller jüngsten Familienmitglieder auf der ganzen Welt ist). Der Vater liest ihr Prinzessinnengeschichten vor oder erfindet selbst welche, und im Gegenzug versucht sie, ihm „Schwyzerdütsch Marke Kindergarten“ beizubringen.
„Ich müßte lügen, würde ich behaupten, daß mein Umzug über 450 Kilometer hinweg völlig frei von gewerblichen, strategischen Überlegungen war“, räumt Bernt offen und ehrlich ein. „Aber ein Hauptkalkül war eine Verbesserung unserer privaten Situation, die auch eingetreten ist und von uns allen sehr genossen wird. Wir wohnen hier in einem bewußt modern gehaltenen Haus, das ein wenig an den Bauhaus-Stil erinnert. Die Umgebung und die Leute rund um den Bodensee gefallen uns sehr, und wir leben uns recht gut ein. Mir sind die Schweizer vor allem deshalb sympathisch, weil sie meist nicht groß rummachen, sondern geradeheraus sind.“
Ich versuche, einen Themenwechsel zur Weltpolitik herbeizuführen – doch mein Gesprächspartner winkt nur ab. „Dazu sage ich nichts, weil man aufgrund der täglich wechselnden Meldungen meist gar nicht mehr weiß, mit welchem Land Deutschland gerade wieder im Krieg ist (überspitzt formuliert) oder was uns sonst noch so droht. Und Frau Merkel liefert dazu den Begleittext, indem sie der Bevölkerung ständig erzählt, wie toll sie das Ganze findet, und daß alles sowieso noch viel toller wird... Politik und Politiker entwickeln sich mehr und mehr zu einem Ärgernis – allerdings ärgere ich mich seit dem Umzug bedeutend weniger, weil sich sehr vieles in unserem Leben verbessert hat.“
Auch bei seiner täglichen Arbeit bemüht sich Hansjoachim Bernt um etwas mehr Gelassenheit. „Mitunter fange ich erst mittags mit der Arbeit an – und unterbreche sie auch mal gern, um in den Dorfladen zu gehen, ein Schwätzchen mit der Nachbarin zu halten oder mich um die Kinder zu kümmern. Habe ich nicht alles erledigt, was ich mir vorgenommen hatte, mache ich nötigenfalls bis drei Uhr nachts weiter.“ Klingt, als sei es ein herrliches Gefühl, sein eigener Chef zu sein. Aber zerrt die ständige Grenzgängerei nicht manchmal doch ein wenig an den Nerven? Bernt schüttelt den Kopf. „Im Gegenteil, ich genieße es, jeden Montag, Mittwoch und Freitag nach Radolfzell zu fahren. In der Schweiz bin ich für den UNITALL-Verlag tätig, in einem Dreißigquadratmeterbüro. Im Hause HJB stehen mir gleich zwei Büros zur Verfügung. Von den dort vorhandenen sechs Schreibtischen beanspruche ich drei für mich – und finde es schade, nicht an allen dreien gleichzeitig sitzen zu können. Sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland sind meine Büros von Bücherschränken flankiert, damit ich a.) stets alles griffbereit habe, und sich b.) mein Wohlfühlfaktor steigert. Bei jeder Arbeit, gleich welcher Art, sollte man sich nach Möglichkeit mit schönen Dingen umgeben, dann fallen nämlich auch die Arbeitsergebnisse schöner aus.“ Hört sich fast schon philosophisch an. Und trotzdem: Vermißt der HJB-Chef nicht manchmal sein kleines, aber feines Arbeitsdomizil in Neuwied mit dem angrenzenden Bücherlager? Die Antwort fällt klar zugunsten von Radolfzell aus: „Bisher habe ich zum Vermissen noch keine Zeit gefunden. Hier stimmt einfach alles. HJB befindet sich in Radolfzell im Hause Schießer, und das ist schon ein Maßstab für sich. Ich verfüge jetzt über eintausend Quadratmeter hochwertigen Lagerraum. Tolle Sache!“
Hansjoachim Bernt widmet sich überwiegend seiner Familie und seiner Arbeit, und in beiden Lebensbereichen ist ihm Harmonie sehr wichtig. Hat er dann überhaupt noch Zeit für Freizeitbeschäftigungen wie Lesen, Musik oder Kino?
„Filme schaue ich mir sehr gern an, manche sogar mehrfach. Auf DVD habe ich in den vergangenen Jahren zahlreiche ältere Veröffentlichungen noch mal sehen können. Momentan stehen ‚Kampf um Rom’ und ‚Silent Hill’ auf meiner privaten Bestelliste. Sicher, das sind zwei sehr gegensätzliche Filme (Historienschinken und bizarrer Horror), aber der Mix macht erst das Leben bunt. Musik höre ich nicht mehr ganz so viel wie in jüngeren Jahren, und wenn doch, dann bevorzuge ich die Siebziger. Und den ewigen Bowie. Erwähnenswert wäre noch Joachim Witt, für mich ein Grund, auf die deutsche Kultur eben doch stolz zu sein; es lohnt sich, bei ‚Bayreuth 3’ reinzuhören. Ansonsten beschäftige ich mich gern mit geschichtlichen Ereignissen, historischen Miniaturen und Strategiespielen. Und falls es mir die Zeit jemals erlaubt, will ich in der Schweiz  wieder mit dem Sportschießen anfangen – Pistole natürlich, keine Armbrust. Lesen ist mir sehr wichtig, nicht nur in beruflicher Hinsicht. Aktuell befasse ich mich mit den Blueberry-Chroniken (noch so ein ewiger!) und mit einer umfangreichen Analyse der Schlacht von Waterloo, um 1830 verfaßt von Oberst Charras. Circa ein, zwei Stunden täglich widme ich mich zur Zeit dem Ren Dhark-Lexikon, weil ich an einer neuen Idee zum Ren Dhark-Kosmos tüftele. Selbst Hajo weiß noch nichts davon, obwohl ich oft mit ihm über ‚verlegerischen Unsinn’ spekuliere, der eventuell machbar wäre – solche Momente sind immer wieder ein Erlebnis.“
Zum Schluß kommt Hansjoachim Bernt noch aufs Reisen zu sprechen: „Wenn ich verreise, dann meist zu einem bestimmten Zweck. Einen mehr als sieben Tage andauernden Urlaub am selben Ort empfinde ich in der Regel als öde.“ Sprach’s und begab sich zurück in jenes Urlaubsparadies, in dem er nunmehr wohnt und arbeitet.

Freude am Lesen!
U.H.G.

 
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