Ren Dhark
     
Uwe Helmut Grave
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Uwe Helmut Grave
Eine Schriftsteller-Variante


Kein schriftstellerischer Berufsweg gleicht dem anderen. Dies hier ist meiner:
Geboren im Jahre 1955 versuche ich zunächst, ein normales bürgerliches Leben zu führen – Schulabschluß, Einzelhandelskaufmannslehre, Bundeswehr...
Anfang 1982, kurz vor meinem 27. Geburtstag, verspüre ich keine Lust mehr, weiter geradeaus zu gehen; ich verlasse den bürgerlichen Weg und betrete über beschwerliche Trampelpfade die faszinierende Welt des Schreibens. Dort gefällt es mir recht gut, und da ich Zahlenspiele liebe, beschließe ich, exakt 20 Jahre an jenem Ort zu verweilen – bis zum 20.02.2002 (mein 47. Geburtstag). Danach, so nehme ich mir vor, werde ich dann wieder „irgend etwas Normales“ arbeiten.
In meinen Anfangsjahren überbrücke ich finanzielle Engpässe durch verschiedene Nebenjobs, bezahlte Beschäftigungen gibt es in jenen Tagen glücklicherweise noch zur Genüge. Ich arbeite als Waldarbeiter, Buchbindereihelfer, Fensterputzer, Möbelpacker, Gabelstaplerfahrer, Gärtnergehilfe, Kontrolleur, Zeitungsausträger, Anzeigentexter, Interviewer, Fahrbegleiter bei der >Lebenshilfe< und einiges mehr. In dieser Zeit lerne ich sehr viel, unter anderem, daß man als angehender Schriftsteller verdammt hartnäckig sein muß und eine Menge Geduld braucht. Und ich lerne, mich auch über kleine Erfolge zu freuen. Von dem Gedanken, einst an der Spitze der Bestsellerliste zu stehen, verabschiede ich mich bald, doch immerhin gelingt es mir irgendwann, auf Nebenjobs gänzlich zu verzichten. Über mehrere Jahre hinweg ernähren mich Kurzstories, Heftromane, Krimitaschenbücher und einiges Journalistische auch ohne Zusatzarbeit.
Zurücklegen und aufatmen? Fehlanzeige! Eine von vielen Wirtschaftskrisen prügelt heftig auf ausgerechnet die Verlage und Redaktionen ein, für die ich freiberuflich tätig bin. Unter anderem wird Anfang 1997 die Neufortschreibung der Comicserie „Gespenstergeschichten“ eingestellt, und die Frauenromanredaktion eines Rastatter Verlages streicht gleich mehrere Serien aus dem Veröffentlichungsplan. Anderswo wird mir ein Kinderbuchserienauftrag kurzfristig vor der Nase weggezogen, und die wenigen ehrlichen Vermittlungsagenturen schränken den Manuskripteinkauf abrupt ein, aus Furcht, auf Stapeln von unveröffentlichten Manuskripten sitzenzubleiben. Die Folge: Beruflicher Absturz ohne Netz und doppelten Boden!
Glücklicherweise läßt man in der 55.000-Seelen-Stadt, in der ich wohne, kreativ schaffende Mitbürger nicht im Stich – für zwölf Monate komme ich im hiesigen herzoglichen Schloßmuseum als Aufsichtskraft unter. Und wieder lerne ich einiges dazu: Ich probiere mich nicht nur als Museumsführer, sondern nach Feierabend auch als Kleinkünstler. Nebenher schreibe ich natürlich weiter. Unter anderem entsteht im Selbstverlag ein heiteres Buch mit Museumshintergrund, 500 Exemplare, die nicht nur im Museumsshop, in einer heimischen Buchhandlung und übers Internet verkauft werden, sondern auch unter der Hand, Auge in Auge mit potentiellen Lesern, begleitet von kleinkünstlerischen Auftritten. Das Verlagsgeschäft ist für mich allerdings ein zu hartes Brot, wie ich feststellen muß, weshalb ich künftig darauf verzichte und mich wieder aufs Schreiben beschränke.
Nach meinem Museumsjahr muß ich wie einstmals nach Nebenjobs Ausschau halten, und weil ich in meiner Naivität denke, daß Arbeitsämter so heißen, weil man einem dort Arbeit vermittelt, begebe ich mich vertrauensvoll zu dieser Behörde – um weitere neue Erfahrungen zu sammeln, leider nicht nur gute. In mehreren Gesprächen mit ständig wechselnden Arbeitsberatern wird mir allmählich klar, daß man mich für einen notorischen Faulpelz hält, frei nach der mathematischen Beamtenformel: hat jahrelang geschrieben = war jahrelang arbeitslos. Erst als ich mit der Faust auf den Tisch haue und einen Termin beim Direktor verlange, wendet sich das Blatt. Im Büro des Chefs stoße ich auf mehr Verständnis für meine Situation. Für einen begrenzten Zeitraum läßt man mir praktische und sogar finanzielle Hilfe zukommen – auf die ich glücklicherweise schon bald wieder verzichten kann, da sich nach und nach sowohl neue Auftraggeber als auch neue Jobs finden. Den 20.02.2002 weiterhin vor Augen stelle ich mich erneut als Freiberufler auf eigene Beine, schließlich sind die 20 Jahre noch nicht um.
Mitte 1999 stehe ich beruflich wieder einigermaßen aufrecht, wenn auch noch etwas wacklig in den Knien. Aufgrund der Intervention eines guten Freundes halte ich zu dieser Zeit meinen ersten Ren Dhark-Auftrag in der Hand, der anfangs lediglich aus einer Zusammenfassung der Bücher des Classic-Zyklus besteht. Bis dahin begegnete ich dem Genre „Science Fiction“ mit einem gewissen Mißtrauen. Das ändert sich schlagartig nach dem Lesen der Bücher, und als man mir anbietet, an der Fortsetzung neuer Abenteuer mitzuschreiben, stimme ich begeistert zu. Nach und nach vergrößert sich mein SF-Aufgabenbereich, so daß ich es mir leisten kann, anderswo einige weitaus uninteressantere Aufträge abzulehnen, um mich voll und ganz der Zukunftsliteratur zu widmen.
Womit wir im Hier und Jetzt angelangt wären. Auf Nebenjobs könnte ich theoretisch inzwischen vollständig verzichten, doch weil ich mich an der Computertastatur manchmal recht einsam fühle, nehme ich gelegentlich noch den einen oder anderen „Hobbywachmannsauftrag“ an, beispielsweise an meinem einstigen Einjahresarbeitsplatz, dem Schloßmuseum. Darüber hinaus trifft man mich ab und zu stundenweise als Betreuer verschiedener Ausstellungen an, mit Themen wie z.B. Kirchenmodelle, klassische Musikinstrumente, Gärtnerwerkzeuge, kunstvolle Webereien, Theater in der Antike, physikalische Experimente und sonstiges. Finanziell bringt das nicht viel, manches kann man fast schon als ehrenamtlich bezeichnen, aber die Gespräche mit den Ausstellern, den anderen Aufsichtskräften und den Ausstellungsbesuchern sind gut fürs Gemüt und den Geist – letzteren beflügeln sie mitunter sogar zu frischen Schreibideen; schon so manches Skript entstand mitten zwischen Ausstellungsartefakten.
Fazit zu meinem beruflichen Absturz (der beileibe keine Seltenheit in der Branche ist, wie mir mal ein erfolgreicher Kollege anvertraute): Es war eine dornige und überaus lehrreiche Zeit. Die wichtigste Lehre, die ich daraus zog, lautet: „Gib niemals auf, und behalte dein Ziel vor Augen!“
Mein Ziel war der 20.02.2002. Dieser Tag ist mittlerweile längst verstrichen, ohne daß ich aufgehört habe zu schreiben. Statt dessen arbeite ich weiterhin in schöner Regelmäßigkeit an der Serie Ren Dhark und anderen HJB- und Unitall-Serien mit – aber (mein aktueller Vorsatz): Sollten sich meine Wege und die der RD-Macher jemals trennen, was ich bedauern würde, denn ich fand hier viele neue Freunde, werde ich endlich meinem 1982 gefaßten Beschluß nachkommen und meinen beruflichen Lebensabend mit „irgend etwas Normalem“ beschließen, was auch immer man darunter verstehen mag, ich weiß es selbst nicht so genau. In jedem Fall lege ich die Schreibfeder beiseite, das war’s dann für immer.
Zum Schluß noch ein bißchen was Privates:
Ich bin verheiratet, und weil ich mich mit Rücksicht auf meine Mitmenschen nicht vermehren möchte, bleibe ich kinderlos. In meiner Heimatstadt Wolfenbüttel lebe ich seit meiner Geburt. Das Zigeunerblut in mir führt jedoch zu unberechenbaren Umtrieben, weshalb ich bereits dreimal innerhalb der Stadt umgezogen bin, zuletzt aus einem ehemaligen Pfarrhaus in ein ehemaliges Waisenhaus mit einem gedankeninspirierenden unheimlichen Dachbodenturm – ich liebe solche alten Gemäuer!
Ich verreise des öfteren mit meiner Frau (sie besteht darauf, daß ich sie mitnehme – nicht einmal zur Silberhochzeit durfte ich allein wegfahren), doch keine unserer Erholungsreisen dauerte bisher länger als fünf, sechs Tage, meistens sind es nur ein bis zwei. Unsere Reisedevise lautet: Besser kurz und spannend als lang und langweilig.
Von jeder Reise bringe ich mir leckere dunkle Schokolade mit. Für manche Zeitgenossen schmeckt Zartbitterschokolade immer gleich, doch der wahre Kenner schmeckt jede Nuance heraus.

Freude am Lesen!
U.H.G.
anno Februar 2013

 
www.ren-dhark.de
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