Home
Einstieg
Classic-Zyklus
Drakhon-Zyklus
Bitwar-Zyklus
Weg ins Weltall
Subserien
Lesereihenfolge
Background
Leser
|
In den Köpfen der Leser...
Knapp einhundert Ringraumer fanden ein Zuhause
von Hansjoachim Bernt

"Wie ein Modell entsteht? Man muß eben selbst ein Fan sein!"
(Zitat
des Ren Dhark-Verlegers)
Die äußere Form
Wir haben recht früh die Problematik erkannt, daß die POINT OF
in der Ren Dhark-Serie die Form eines perfekten Rings hat. Hans-Joachim
Lührs, der Titelbildzeichner der Heftserie, ließ eine abgeplattete
POINT OF mit Mittelstrebe auf den Covern fliegen. Lührs wollte wohl den
Ringraumer dynamischer darstellen und ihm eine erkennbare Flugrichtung geben.
Als wir die Idee zu einem Modell der POINT OF hatten, dachten wir, die meisten Ren
Dhark-Fans würden einen waschechten Ringraumer wollen - mit
einem schönen runden Loch in der Mitte. Falsch gedacht! Wir starteten eine
Umfrage unter potentiellen Interessenten für das Modell. Es kamen innerhalb
weniger Tage fast alle verschickten Fragebögen zurück, und die Auswertung
ergab, daß 95% der Befragten ein POINT OF-Modell mit Mittelstrebe (!) einem
puren Ring vorziehen würden. Wir hatten zudem eine unbemalte (silberfarbene)
POINT OF vorgeschlagen, aber auch hier sprach sich die überwältigende
Mehrheit für die unitallblaue PO aus. Nach diesen eindeutigen Ergebnissen
mußten wir natürlich alle Bemühungen danach ausrichten, die Vorstellungen
der Ren Dhark-Fans zu erfüllen.
Ohne Zeichnung läuft nichts
Swen Papenbrock - selbst ein großer Modellbau- und Figurenfan - machte
sich sofort an eine Konstruktionsskizze. Swen kennt Ren Dhark und war
auch sofort der Meinung, daß "in den Köpfen der Ren Dhark-Leser
die POINT OF eine Mittelstrebe hat". Vor etlichen Jahren hatte er sogar unfertige
Rißzeichnungen der POINT OF, eines Giant-Raumers und eines Flash angefertigt.
Diese Unterlagen besaß er noch und sandte sie mir spaßeshalber gleich
mit.

Verhandlungen in Budapest
Mittlerweile hatte ich über die Industrie- und Handelskammer Kontakte zu
Gießereien in Ungarn vorbereitet. Es kamen mehrere Firmen für die
Produktion in Frage. Ich traf die Auswahl, buchte die Reise, packte die Reisetasche - und
auf ging's ins Abenteuer!
Nach kurzem Flug kletterte ich mit der fertigen Konstruktionszeichnung und alten
Heftcovern in Budapest aus dem Flieger und saß eine Stunde später
im Büro des Direktors einer Firma, die sich auf solche und ähnliche
Produkte spezialisiert hat.
Bestens gewappnet, durch Dolmetscherin eskortiert, gingen die Ungarn zügig
die Aufgabenstellung an. Die Erzeugnisse der Firma, die ich gezeigt bekam, sprachen
eine eindeutige Sprache, und Probleme in der Herstellung eines POINT OF-Modells
waren keine erkennbar. Wir haben bei der Gelegenheit sogar schon die Möglichkeit
besprochen, eine große POINT OF herstellen zu lassen...
Die arbeitstechnischen Details
Nach meiner Abreise begann die eigentliche Arbeit in Ungarn damit, daß ein
Modelleur (ja, dieses Wort gibt es wirklich!) ein sogenanntes Mastermodell anfertigte.
Teils von Hand, teils unter Einsatz von Fräsmaschinen wurde das Modell in
vier Teilen hergestellt: die Mittelstrebe, zwei identische Ringhälften und
die Basis. Von diesen Teilen wurden dann Formen aus Gummikautschuk angefertigt,
in die man schließlich Polyurethan gegossen hat, ein in der Industrie äußerst
vielfältig einsetzbarer Werkstoff. Die in Form einer Mondlandschaft gestaltete
Basis des Modells wurde zusätzlich mit Granulat gehärtet, um einen
höheren Grad an Massivität und Gewicht zu erreichen. Die Formen taugen
nur für etwa 100 bis 120 Abgüsse (sprich: Exemplare),danach leiern
sie aus und die Nacharbeiten nehmen zu. Für die beiden Ringhälften
mußten deshalb auch zwei identische Formen angefertigt werden.
Nachdem sich die Rohlinge abgekühlt hatten, wurden sie entgratet, gesäubert,
gewaschen und zusammengeklebt. Eventuelle Paßungenauigkeiten wurden mit
Feilen behoben. Danach ging es zur Bemalung. Mit handelsüblichen Farben
wurde Blau in mehreren Tönen auf das Schiff aufgespritzt, und Schattierungen
wurden manuell nachgearbeitet. Abschließend überzog man das Modell
mit einem Lack, der es gegen Umwelteinflüsse und Fingerabdrücke schützt.
Willkommen in Neuwied!
Drei Wochen später kam der "Prototyp" der POINT OF in Neuwied an. Da
bereits diese erste Probe in Ordnung war, gaben wir das Okay. Acht Wochen danach
wurde die große Kiste aus Budapest geliefert - das war Ende März 1998.
Innerhalb kürzester Zeit kam durch das engagierte Mitwirken aller Beteiligten
das Modell eines der geschichtsträchtigsten Raumschiffe in der Science-fiction-Literatur
zustande. Das macht dann schon Freude!
Und was genausoviel Freude macht: Bereits vier Monate nach Erscheinen war die
komplette Modellauflage vergriffen. Knapp einhundert Ringraumer hatten somit
ein Zuhause gefunden, wo man sie hegen und pflegen wird bis ans Ende ihrer Tage.
Da eine strenge Limitierung auf 98 Exemplare garantiert wurde, konnten leider
etliche Fans, die nicht rechtzeitig bestellt hatten, kein Exemplar mehr erhalten.
Aber ich denke, daß wir nach einer gewissen Zeit eine weitere POINT OF "bauen" werden,
vielleicht in einem anderen Material, vielleicht in einem anderen Maßstab.
Denn: die Reise des Commanders hat ja gerade erst begonnen... |