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thema Milchstraße
Gibt es Leben im All?
von Hajo F. Breuer
Der Kontakt mit fremden Intelligenzen aus dem Weltall ist eines der faszinierendsten
Motive der Science-fiction. Aber wie real ist denn die Chance, daß es
außer auf der Erde auch noch andere Planeten da draußen im
Weltall gibt?
Sehen wir uns doch nur einmal unsere Milchstraße an, die Sterneninsel im
Weltall, in der auch unser Sonnensystem liegt. Die Milchstraße ist nicht
besonders groß und hat auch sonst keine auffälligen Merkmale. Es gibt
unzählige Galaxien wie sie im Kosmos.
Aber beschränken wir uns auf unsere nähere Heimat.
In der Milchstraße gibt es nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand der
Astronomie rund einhundert Milliarden Sonnen. Nun nehmen wir einmal an, nur jede
tausendste dieser Sonnen hätte Planeten. Und von diesen Planetensystemen
hätte nur jedes tausendste eine Welt in der "Lebenszone" aufzuweisen. Hätte
sich wiederum nur auf jeder tausendsten dieser Welten Leben entwickelt, das es
bis zur Intelligenz gebracht hätte, allein dann schon müßte es
nur in unserer Milchstraße noch einhundert weitere Planeten mit intelligenten
Bewohnern geben.
Dabei ist noch nicht berücksichtigt, daß es durchaus auch Leben auf
Planeten geben könnte, die völlig andere Umweltbedingungen als die
Erde haben. Und die Annahme, daß ein erdähnlicher Planet Milliarden
Jahre lang seine Sonne umkreisen würde, ohne Leben hervorzubringen, ist
eigentlich unrealistisch.
Eine Grundvoraussetzung dieser Rechnung aber ist mittlerweile wissenschaftlich
widerlegt: Deutlich mehr als jede tausendste Sonne hat Planeten. Mittlerweile
wurde nachgewiesen, daß so gut wie jede Sonne in der kosmischen Nachbarschaft
der Erde über Planeten verfügt. Wie erbringt man diesen Nachweis, wenn
die Sterne am Himmel nur ein Lichtpünktchen sind und ihre Planeten durch
die riesigen Entfernungen unsichtbar bleiben?
Nun, dafür gibt es zwei Methoden: Wenn man Glück hat, liegt die Ekliptik
der Planeten der fremden Sonne genau auf einer Geraden vom irdischen Teleskop
ins Zentrum ihres Zentralgestirns. Dann schiebt sich der Planet beim Umlauf um
seine Sonne einmal pro Jahr (sein Jahr wohlgemerkt, nicht unser irdisches!) zwischen
die Sonne und das beobachtende Teleskop auf der Erde. Dabei wird das Licht des
beobachteten Sterns ein ganz klein wenig gedämpft - um weniger als ein Prozent.
Wenn sich dieser Vorgang in regelmäßigen Abständen wiederholt,
hat man den Beweis für die Existenz eines Planeten, der jene Sonne umkreist.
Wer sich allerdings daran erinnert, daß beim Venusdurchgang vor gar nicht
langer Zeit unsere Sonne kein bißchen dunkler schien, weil sie um weniger
als ein Promille abgedeckt wurde, der wird rasch begreifen, daß mit dieser
Methode keine Welten von der Größe der Erde oder der (vergleichbaren)
Venus entdeckt werden können, sondern allenfalls gigantische Himmelskörper
vom Format des Saturn oder besser noch Jupiter.
Auch die zweite Methode zur Planetenerkennung, über die wir mittlerweile
verfügen, ist nur in der Lage, Riesenplaneten zu entdecken. Wenn fremde
Welten ihre Sonne auf einer Bahn umkreisen, auf der sie den Stern nicht direkt
abdecken (und das ist die Mehrzahl), kann man sie doch anhand ihrer Massewirkung
feststellen.
Denn im Weltall gibt es nun einmal keinen festen Punkt, alles kreist umeinander.
So wie Erde und Mond um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, der sich dank
der viel größeren Masse der Erde innerhalb unseres Planeten befindet,
so üben auch Sonnen und Planeten Wechselwirkungen aufeinander aus. Die Schwerkraft
eines großen Planeten wirkt auch auf seine Sonne ein und zwingt sie zu
einer exzentrischen Bahn um den gemeinsamen Schwerpunkt, der tief im Inneren
der Sonne liegt - aber eben nicht in ihrem Zentrum.
Mit den modernen Teleskopen, über die wir heute verfügen, ist dieses
leichte »Wackeln« eines Sterns zweifelsfrei nachweisbar. Aber so
wie mit dem Licht verhält es sich auch mit der Schwerkraft: »Kleinere« Planeten
wie Erde oder Venus haben zu wenig Masse, um so sehr auf ihre Sonne einzuwirken,
daß man das noch über Lichtjahre hinweg feststellen könnte.
Also sind wir momentan nur in der Lage, Riesenplaneten zu entdecken. Und die
hat man mittlerweile in beinahe jedem Sonnensystem in einem Umkreis von rund
150 Lichtjahren gefunden. Da es auch in unserem System zwei Riesenplaneten gibt,
spricht eigentlich nichts dagegen, daß die anderen Systeme ebenfalls über
erdähnliche Planeten verfügen - und zwar jedes.
Damit aber hat sich die Rechnung vom Eingang ziemlich relativiert: Wenn es fast
in jedem Sonnensystem einen erdähnlichen Planeten gibt, von denen nur jeder
tausendste Leben hervorbringt, das wiederum nur in einem von tausend Fällen
eine intelligente Spezies erzeugt - dann gibt es schon 100 000 vernunftbegabte
Zivilisationen nur in der Milchstraße. Und wenn wir annehmen, daß auf
einem erdähnlichen Planeten fast immer Leben entsteht, weil jedes Laborexperiment
darauf hindeutet - dann hätten wir schon 100 Millionen Zivilisationen in
der Galaxis.
Ich glaube, die Science-fiction von heute hat weniger fiktive Elemente, als die
meisten von uns auch nur ahnen... |